Nicht-medikamentöse Therapiemöglichkeiten der Seekrankheit
Die Symptomatik der Seekrankheit unterliegt einem starken Gewöhnungseffekt. Nach wenigen Tagen nehmen die Symptome regelhaft ab. Aus diesem Grund kann es ratsam sein nicht direkt in See zu stechen, sondern eine Nacht vor Anker zu verbringen, sofern dies möglich ist. So gibt man dem Körper die Möglichkeit sich an die Schiffsbewegungen zu gewöhnen und senkt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von starken Symptomen. Darüber hinaus hilft es den Horizont zu beobachten, anstatt sich unter Deck aufzuhalten.
Neben der medikamentösen Behandlung der Seekrankheit gibt es auch noch andere Möglichkeiten, die Symptome zu lindern oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Viele Präparate führen zu unterschiedlichen Nebenwirkungen, wie Schläfrigkeit oder verminderter Aufmerksamkeit, wodurch viele Tätigkeiten beeinflusst oder sogar derart beeinträchtigt werden, dass diese nicht mehr ausgeführt werden können.
Da bereits festgestellt wurde, dass hoch dosiertes Vitamin C den Histaminspiegel senken kann, bietet sich hier ein Ansatz zur Symptomlinderung. Denn Histamin reguliert unter anderem den Schlaf-Wach-Rhythmus. Schlaf senkt hierbei den Histaminspiegel und bietet sich als therapeutische Möglichkeit an.
Da wir Histamin ebenso über die Nahrung aufnehmen, ist es ratsam den Histaminspiegel durch den Verzehr von geeigneten Nahrungsmitteln möglichst niedrig zu halten. Dazu eignen sich folgende Nahrungsmittel:
Histaminarmes Gemüse: Brokkoli, Rotkohl, Gurke, Lauch, Spargel, Salat.
Histaminarmes Obst: Äpfel, Beeren, Steinobst.
Weitere Histaminarme Lebensmittel: Mais, Nudeln, Reis, Haselnüsse, Pistazien.
Grundsätzlich gilt: Ein gefüllter Magen beugt etwaigen Symptomen besser vor, als ein leerer Magen. Daher sollten vor längeren Strecken Mahlzeiten vorbereitet werden.
Wie kann Mentaltraining bei Seekrankheit helfen?
Die Umgebung der See ist ein Umfeld, auf das wir uns nicht gut vorbereiten können. Unsere Sinne sind, aufgrund der Bewegungen des Wassers, überfordert. Da unsere frühen Vorfahren diese Bewegungsform nicht kannten, haben viele Menschen damit bis heute große Adaptionsprobleme. Bei einer Seefahrt ist es zudem nicht möglich einfach auszusteigen, wenn es einem schlecht geht. Es stehen eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung, die zumeist jedoch vor Beginn der Symptome eingenommen werden müssen. Im schlimmsten Fall ist der Brechreiz nämlich so stark, dass Tabletten nicht mehr im Magen verbleiben. Dennoch gibt es Möglichkeiten der Seekrankheit vorzubeugen, auch wenn es vermeintlich schon zu spät zu sein scheint.
Setzen bereits Symptome ein, gilt es hier erst einmal Ruhe zu bewahren und sich möglichst nicht darauf zu konzentrieren. Die Kontrolle der eigenen Gedanken spielt hierbei eine außerordentliche Rolle, denn sie sind in der Lage die Intensität in beide Richtungen zu verlagern. In einer Akutlage hilft es am besten den Horizont zu beobachten, suchen Sie sich dazu einen fixen Punkt auf den Sie Ihre Aufmerksamkeit lenken. Ein Blick zur Seite sollte vermieden werden, da die Symptome dadurch verschlimmert werden können. Vielen hilft es die Position des Körpers zu wechseln, indem sie sich hinlegen, die Augen dabei schließen oder auch den Himmel fixieren. Wie bereits erwähnt kann auch Schlaf helfen den Histaminspiegel zu senken, wodurch sich die Symptomatik verbessert.
Eine wirksame Möglichkeit seinen Körper unter Kontrolle zu bringen ist mentales Training. Gedanken bestimmen unser ganzes Leben, ohne sie wäre ein Leben nicht möglich. Dabei sind sie keinesfalls Zufallsprodukte, sondern wir können sie ganz bewusst steuern.
Progressive Muskelentspannung
Mit Entspannungstechniken wie etwa progressiver Muskelentspannung ist man in der Lage sein Bewusstsein mittels seiner Gedanken gezielt umzulenken. Die Progressive Muskelentspannung basiert auf der schrittweisen Entspannung der Muskelgruppen. Hierbei kommt es zu einer Blutdrucksenkung und einer ruhigeren Atmung. Diese Technik eignet sich sehr gut um den Symptomen der Reisekrankheit vorzubeugen, denn sie zielt darauf ab von den Symptomen abzulenken und sich auf seine basalen Körperfunktionen zu konzentrieren. Gelingt dies, kann dir die Muskelentspannung dabei helfen die Seefahrt ohne Abstriche zu genießen.
Sensomotorische Entspannungsübungen
Vor allem wenn du nicht als Gast, sondern beispielsweise als Skipper auf hoher See unterwegs bist, ist es von besonderer Wichtigkeit, dass du dich nicht von den Nebenwirkungen der Medikamente beeinflussen lässt und weiterhin fähig bist Aufgaben zu erledigen. Es kann manchmal sein, dass der Seekranke in eine Art Starre oder passive Wartehaltung verfällt. In diesem Fall können sensomotorische Entspannungsübungen dabei helfen die gestörte Wahrnehmung durch den Wellengang sowie den Gleichgewichtssinn zu stabilisieren. Die Übungen kombinieren die Sensorik mit der Motorik, indem zumeist Gleichgewichtsübungen mit Anspannung der unteren Muskelpartien verbunden werden. Auch kann es helfen aktive Tätigkeiten auszuführen, wie zum Beispiel das Ruder zu übernehmen.
Positive Erwartungshaltung erzeugen
Die Meisten befassen sich bereits vor dem Segeltörn mit den Gegebenheiten auf dem Wasser und nicht selten wird schon vorher befürchtet seekrank zu werden. Im Grunde genommen gibt es keinen Anlass sich schon vorher mit der Angst zu befassen oder gar das Segeln oder die Schiffsfahrt aufgrund dessen zu unterlassen. In dieser Zeit hilft es nicht, sich der Angst zu ergeben und auf etwaige Symptome zu „warten“. Denn es wird zudem nicht jeder seekrank. Versuche dich nicht schon vorher verrückt zu machen und blicke positiv auf deine Zeit auf dem Wasser. Mit einer guten Vorbereitung muss heute niemand mehr leiden oder Angst haben. Positive Glaubenssätze tragen dazu bei, die Gedanken angstfrei zu gestalten. Diese könnten folgendermaßen lauten:
· Ich habe keine Angst segeln zu gehen.
· Ich genieße die Fahrt in vollen Zügen.
· Ich wollte diese Fahrt machen, niemand zwingt mich.
· Es ist ein wunderschöner Tag zum Segeln!
Visuospatiale Tätigkeiten reduzieren die Symptome der Reisekrankheit
Visuospatiale Fähigkeiten werden in der Psychologie als Kompetenzen beschrieben, bei denen visuelle Informationen räumlich interpretiert werden. Das Lesen einer Straßenkarte kombiniert mit räumlicher Orientierung ist ein Beispiel hierfür. Eine Studie aus England hat herausgefunden, dass visuospatiale Tätigkeiten die Symptome der Bewegungskrankheit reduzieren können. Die Probanden führten hierzu Kombinierungsspiele aus, analysierten 3D-Grafiken und nahmen anschließend an Trainingsfahrten teil, um die Symptome auszulösen. Es zeigte sich, dass die Symptome der Motion Sickness in der Simulationsgruppe um 51 Prozent und in der Gruppe der Trainingsfahrten um 58 Prozent reduziert werden konnten.
Aus diesen Ergebnissen lässt sich der positive Effekt von visuell-räumlichen Tätigkeiten ableiten, um der Seekrankheit vorzubeugen. Speziell während einer Fahrt auf hoher See könnte es helfen z.B. eine Seekarte zu studieren und ständig mit der Umgebung abzugleichen.